Wer im Winter bei Schnee und Eis spazieren geht, der achtet auf festes Schuhwerk: Was wie eine Allerweltsweisheit klingt, ist bei Autofahrern durchaus nicht selbstverständlich. Denn während es wohl niemand für eine gute Idee hielte, mit Badesandalen im Winter-Wunderland unterwegs zu sein, geht manch ein Autofahrer mit zu wenig Profil auf den Reifen auf Tour. Doch bei kalten, glatten oder schneebedeckten Straßen müssen Reifen Höchstleistungen bringen, um das Auto sicher in der Spur zu halten – und das ist nur möglich, wenn das Profil ausreichend tief und in allen Bereichen der Lauffläche intakt ist.

Der ehemalige Bob-Weltklassepilot Christoph Langen hat sich schon in seiner aktiven Karriere einen Namen als nimmermüder Tüftler und akribischer Techniker gemacht. Um im Eiskanal Top-Leistungen abrufen zu können, unterzog er die Kufen seines Bobs vor und nach jedem Training und Rennen einer ausführlichen Sichtprüfung: „Nur so konnte ich sicherstellen, dass mich die Kufen während der Fahrt nicht im Stich lassen und ich perfekten Kontakt zum Eis habe. Wer mit Geschwindigkeiten von 150 km/h in einem Bob unterwegs ist, muss sich zu einhundert Prozent auf seine Kufen verlassen können.“ Was für den Bobsport gilt, ist im Straßenverkehr aber nicht weniger wichtig. Ganz im Gegenteil: Im Eiskanal gefährdet man durch schlechtes Material nur sich selbst, auf der Straße wird man durch abgefahrene Reifen zum Sicherheitsrisiko für andere. Moderne Marken-Winterreifen wie der Goodyear UltraGrip 7+ haben ausgefeilte Profil-Designs, die nur dann richtig arbeiten können, wenn genug Restprofil vorhanden ist. Durch kurze, aber regelmäßige Kontrollen der Reifen und insbesondere der Profiltiefe kann man das prüfen. „Bei meinem Auto bin ich ähnlich professionell wie in meinem Sport. Ich nehme mir einfach diesen Moment Zeit, meine Reifen einer Sichtprüfung zu unterziehen. Dabei vergesse ich natürlich nicht, die Reifen der Vorderachse einzuschlagen, um auch die Innenseite der Lauffläche begutachten zu können“, rät der Nationaltrainer des deutschen Bobkaders.

Pro Reifen steht den meisten Autos nur eine Auflagefläche von der Größe eines Bierdeckels zur Verfügung. Diese geringe Fläche muss alle Kräfte, die beim Fahren auftreten, auf die Straße übertragen. Das macht deutlich, dass nur ausreichende Profiltiefe Sicherheit geben kann. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von gerade einmal 1,6 Millimetern. Im Winter ist das viel zu wenig – darin sind sich alle Experten einig. Automobilclubs wie der ADAC raten in der kalten Jahreszeit zu mindestens vier Millimetern Restprofil, damit die feinen Lamellenprofile der Winterreifen ihre Wirkung entfalten können.

Die Restprofiltiefe zu ermitteln ist kinderleicht. Die gesetzliche 1,6-Millimeter-Grenze zeigen Abnutzungsindikatoren im Reifenprofil an. Wer diesen Wert erreicht, sollte schleunigst den Reifenhändler aufsuchen, denn mit diesem geringen Restprofil gefährdet man nicht nur sich und andere, sondern riskiert auch eine Geldbuße im Fall einer Fahrzeugkontrolle durch die Polizei. Für alle anderen Fälle gibt es im Fachhandel handliche Profiltiefenmesser, die in Sekundenschnelle einen genauen Millimeterwert liefern. Der Messschieber ist preiswert, nicht größer als ein Feuerzeug und im Handschuhfach immer griffbereit. Ist dieses Hilfsmittel nicht zur Hand, kann man sich mit einer Ein-Euro-Münze behelfen: Hochkant in die Profilrillen gesteckt muss der goldene Rand der Münze im Profil verschwinden, wenn man die Vier-Millimeter-Grenze einhalten möchte.

Christoph Langen, der während der Bobsaison häufig im Ausland unterwegs ist, zieht bei seinen Fahrten noch einen weiteren Aspekt in Betracht. „Ich bin den ganzen Winter viele Zehntausend Kilometer in ganz Europa unterwegs. Dabei komme ich sowohl in schneereiche Regionen als auch in Länder mit anderen gesetzlichen Regelungen. Mit Winterreifen, die noch ein ausreichendes Restprofil haben, komme ich dort aber sicher durch und habe bei einer Polizeikontrolle nichts zu befürchten“, erzählt der zweimalige Olympiasieger.

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