Die Seat-Designer haben großes Geschick dabei bewiesen, ihr Kompakt-SUV Seat Ateca handlicher wirken zu lassen als die anderen neuen SUV des VW-Konzerns. Der Seat wirkt eine halbe Nummer kleiner als der VW Tiguan und ist doch nur elf Zentimeter kürzer, genauso breit, aber vier Zentimeter flacher. Der Skoda Kodiaq überragt sie alle beide nicht nur bei der Länge von 4,70 Metern, auch mit möglichen sieben Sitzen und einem Laderaum, der maximal größer ist als zwei Kubikmeter. Schaut man nur auf die neuen SUV-Modelle, könnte man hinter diesem „Dreiklang“ das Kalkül vermuten, der Konzern wolle offene Flanke bieten.

Allerdings kündigen alle Marken weitere SUV an, kleinere und größere. Volkswagen siedelt unterhalb des Tiguan und sogar oberhalb des Toareg weitere Modelle an. Skoda wird im kommenden Jahr den Yeti-Nachfolger präsentieren, Audi hat sowieso eine komplette SUV-Palette, und auch Seat will noch dieses Jahr ein kleineres SUV auf der Basis des Ibiza vorstellen. Dennoch lohnt sich ein vergleichender Blick auf die jüngsten Vertreter der Konzernmarken, auf den brandneuen Seat Ateca, den Volkswagens Tiguan, die einzige bedeutende Neuheit der Marke in diesem Jahr, und auf den Skoda Kodiaq, den wir im November erstmals fahren werden.

Platzhirsch und Nummer 1 im Segment ist und bleibt der VW Tiguan. Wer sich dagegen behaupten will, muss mehr zeigen – mehr wie der Skoda Kodiaq – oder eben weniger – wie der Seat Ateca. Dabei fallen die elf an der Länge des Tiguan fehlenden Zentimeter beim Innenraum des Ateca weniger ins Gewicht als vermutet. Raumgefühl, Kopffreiheit und Knieraum passen. Nur beim Gepäckraum muss der ein wenig zurückstecken mit den 485 Litern beim Allradantrieb, die sich bis auf knapp 1600 Liter erweitern lassen. Beim Tiguan sind das 615 Liter und 1655 Liter und beim Kodiaq 720 Liter und 2065 Liter. Bei der Zuladung liegt der Ateca mit rund 600 kg – je nach Ausstattung – allerdings vor dem Tiguan, der dafür schwerere Anhänger ziehen darf.

Bei den Motoren bedienen sich alle drei aus dem Konzernregal: der Dreizylinder 1.0 TSI mit 85 kW / 115 PS, die Vierzylinder 1.4 TSI mit 110 kW / 150 PS, 1.6 TDI mit 85 kW / 115 PS und die beiden 2.0 TDI, der eine mit 110 kW / 150 PS, der andere mit 140 kW / 190 PS. Hier werden dem Tiguan drei Ausreißer gegönnt: als Einstiegsmotorisierung ein 1.4 TSI mit 92 kW / 125 PS sowie on Top ein 220-PS-Benziner und ein 240-PS-Diesel. Den Allradantrieb „4Drive“ gibt es bei Skoda in Verbindung mit dem 150-PS-Benziner und den beiden Zwei-Liter-Diesel. Nur der Dreizylinder lässt sich nicht mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombinieren. Zur Serienausstattung gehört beim 1.0 TSI ein Sechs-Gang-Handschalter.

Beim Blick auf die Preise wird dann doch ein Klassenunterschied deutlich. Der einfachste Ateca mit Frontantrieb und Dreizylinder kostet in der Basis 19 990 Euro, der Tiguan in seiner Einstiegsvariante 25 975 Euro, der allerdings mit einem Vierzylinder, dem 1.4 TSI mit 125 PS, in einer höheren Leistungsklasse startet. Skoda wird auch bei Kodiaq seine bisherige Preisgestaltung beigehalten: mehr fürs gleiche Geld. Beim Ateca reicht die Preisskala vom Einstiegsmodell über die drei Ausstattungsstufen „Reference“, „Style“ und „Excellence“ bis hoch zum starken Zwei-Liter-Diesel mit 190 PS, Allradantrieb und Automatikgetriebe für 35.580 Euro. Da legt der Tiguan erst richtig los.

Dafür macht der VW etwas her, etwas ganz Anderes als der Seat. Der VW protzt mit seinem in die Breite gezogenem Gesicht und ist doch nur genauso breit wie der Ateca, der mit seinem typischen Seat-Gesicht eher sportlich als beeindruckend erscheint. In der Seitenansicht folgt auch der Seat der typischen SUV-Silhouette, aber einen entscheidenden Hauch weniger massig. Dem Heck wird von umgreifenden Heckleuchten und vielen, die Fläche gliedernden Elementen wie Unterfahrschutz, Stoßfänger und Sicken die Höhe genommen.

Auch innen zeigt sich der Ateca als Mitglied der Seat-Familie. Auch bei ihm zeigt die Armaturentafel den typischen sanften Schwung über die Instrumente hinweg zur A-Säule auf der Beifahrerseite. So kennt man das – früher in Hartplastik, heute in einem weichen, griffsympathischeren Kunststoff. 70 Prozent der inzwischen vorliegenden rund 11.000 Bestellungen beziehen sich auf die beste Ausstattungsstufe „Excellence“. Deren Käufer erwarten an der Stelle bestimmt mehr als nur griffsympathischen Kunststoff. Die neuen Farben für das Ambientebeleuchtung (Ambient Light) allein reichen da nicht.

An der Gestaltung der Instrumente und der Bedienung gibt es nichts auszusetzen: alles gut erreichbar und gut ablesbar, alles in der konzerntypischen Qualität. Neu für Seat ist ein Drehknopf auf der Mittelkonsole, mit dem die Fahrprogramme geregelt werden, vier für die Frontantriebsversionen und sechs für die Ateca mit 4Drive. Mit Bergabfahrhilfe und Anfahrhilfe zeigt der Ateca mit normaler Sommerbereifung Bergwanderer-Qualitäten.

Auch bei den Komfort- und Sicherheitsassistenten sowie bei der Konnektivität kämpft der Ateca um den Superlativ als das Kompakt-SUV mit der fortschrittlichsten Technik: induktives Laden des Smartphones, elektrische Heckklappe mit virtuellem Pedal zum Öffnen und Schließen, Acht-Zoll-Touchscreen mit neuem Infotainment, adaptive Geschwindigkeitssteuerung und Stauassistent sowie aktiver Spurhalteassistent, Ein- und Ausparkassistent, 360-Grad-Kamera, Verkehrszeichenerkennung, Rückfahrkamera, elektrisch betätigte Anhängekupplung, Voll-LED-Scheinwerfer, Wellcome-Light unten aus den Rückspiegeln und so weiter, je nach Ausstattungsvariante oder gegen Aufpreis.

Fazit: Nicht nur unter den Konzernmarken stellt der Seat eine attraktive Alternative dar. Das muss er auch: Denn neben Ibiza und Leon soll der Ateca das dritte Standbein der Marke Seat bilden, auf das es bei Seat weiter aufwärts gehen soll. (ampnet/Sm)

Daten Seat Ateca 2.0 TDI 4Drive DSG Excellence

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,36 x1,84 (mit Spiegeln 2,08) x 1,62
Radstand (m): 2,64
Motor: R4-Diesel, 1968 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 140 kW / 190 PS bei 3500–4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm von 1750–3250 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,5 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter
CO2-Emissionen: 115 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1589 kg / max. 616 kg
Kofferraumvolumen: 485–1579 Liter
Max. Anhängelast: 2100 kg
Wendekreis: 10,8 m
Reifen: 225/50 R 18
Preis: 35.850 Euro

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