Von Thomas Lang

ampnet – 15. Juli 2016. Es ist amtlich! Smart bekennt sich offiziell zum Begriff „Rennsemmel“. Freilich mit einem Augenzwinkern und nur im Zusammenhang mit den jeweiligen Spitzenmodelle von Hausveredler Brabus. Der Begriff ist gar nicht einmal so unpassend. Mit 80 kW / 109 PS sind zumindest die Zweisitzer als Coupé und Cabrio überaus knackig unterwegs. Ziemlich knusprig sind freilich auch die Preise für dieses Körbchen frischer Rennsemmeln von Brabus. 19 710 Euro sind für das Fortwo-Coupé fällig. Damit verdoppelt sich beinahe der Preis gegenüber der Einstiegsvariante, die Smart für 10 485 Euro feilbietet.

Dass es schon immer etwas teurer war, einen besonderen Geschmack zu haben, haben Smart-Kunden, die sich eine Version von Brabus gönnen, längst verinnerlicht. Brabus-Gründer und –Chef Bodo Buschmann aus Bottrop beziffert die Zahl der Smart-linge, die sein Haus inzwischen veredelt hat, auf rund 150 000 Einheiten. 2017 feierte das Unternehmen den 15. Geburtstag seiner Partnerschaft mit Smart. Pünktlich zum eigenen 40 jährigen Firmenjubiläum.

Was AMG für Mercedes ist seit 2002 Brabus für Smart. Der Spezialist für Sport, Individualität und Exklusivität. Doch im Gegensatz zu AMG, das heute eine hundertprozentige Daimler-Tochter ist, agiert Brabus als unabhängiges Unternehmen mit einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte. 1977 von Bodo Buschmann aus dem elterlichen Mercedeshaus als Tuner entwickelt, entstehen in Bottrop heute unter anderem nicht nur die schärfsten Mercedes-Derivate mit bis zu 900 offiziellen Pferdestärken zu Preisen von freistehenden Eigenheimen im Grünen, sondern auch exklusive Sonderserien für unterschiedliche Hersteller, die Feinen unter den Smarts, aber auch hochwertigste Restaurationen von klassischen Mercedes-Fahrzeugen.

Bei den drei Smart-Modelle Fortwo Coupé und Cabrio, sowie beim Forfour, geht Brabus identisch vor. Der Dreizylinder-Benziner mit 0,9 Liter Hubraum erstarkt auf 80 kW / 109 PS. In der Welt der modernen Downsizing-Benziner mit rund einem Liter Hubraum repräsentiert diese Leistungsabgabe beileibe keine exotische Rennsporttechnik mehr, Alltagstauglichkeit ist bei einem Smart von Brabus kein Thema. Die Kraftübertragung mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, lässt bereits nach wenigen Kilometer das Laster des Vorgängers vergessen, jeden Gangwechsel mit einem kräftigen und nervigen Nicken zu quittieren.

Apropos Alltagstauglichkeit, das leicht abgesenkte und überarbeitete Fahrwerk kann nunmehr sogar artig federn. Ziemlich straff und bei 1,87 Meter Radstand rein physikalisch in Punkto sänftenartigen Fahrkomfort benachteiligt, aber die Zeiten, als böse Zungen einen Smart Fortwo als „Schlaglochsuchgerät“ bezeichnet haben, sind längst vorbei. Die üppige Serienbereifung auf 16-Zöllern vorne und 17-Zöllern an den angetriebenen Hinterrädern macht schon im Stand optisch mächtig was her. Beim Geradeauslauf, vor allem bei Spurrillen auf der Autobahn, stößt das Brabus-„Schuhwerk“ allerdings an seine Grenzen. Zu den unverwechselbaren Rädern gesellen sich zur Karosserie eines Brabus-Smart noch eine eigenständige Front mit Spoiler, über den auch das Heck verfügt. Den unteren Abschluss bildet ein Diffusorartig ausgeformtes Teil.

Das Raumgefühl und die Sitzposition für zwei gerne Großgewachsene ist im Fortwo besser denn je. Wer meist alleine unterwegs ist und sich für Fahrzeugdimensionen hinter der B-Säule kaum interessiert, findet mit dem Smart immer noch ein innovatives Konzept mit bester Innenstadttauglichkeit, die nicht zuletzt der Wendekreis von 6,95 Meter unterstreicht.

Das Wohlgefühl an Bord der Testwagen unterstreichen Sportsitze mit Lederpolster, eine Verkleidung des Armaturenträgers, teilweise mit Leder und andere Annehmlichkeiten. Doch der Blick in die Preisliste entlarvt diese Goodies als Bestandteile des Exclusive-Pakets. Und diese dicke Schicht Extrabutter auf die Rennsemmel kostet noch einmal 3000 Euro.

Die 80 kW / 109 PS bringen den kleinen Smart zügig auf Trab, 9,5 Sekunden sind für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 erforderlich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 165 km/h. Bei der Durchzugskraft dürfte es auch beim kleinsten Sportwagen der Welt gerne ein bisschen mehr sein. 995 kg Leergewicht repräsentieren Cabrio: 1040 Kilo) bei einem so winzigen Autochen einen nicht wirklich sportlichen Körperfettgehalt. Der Normverbrauch von 4,5 Liter auf 100 Kilometer hinterlässt zumindest auf dem Papier einen ökologisch korrekten Eindruck. Flott über die Piste gescheucht, sind jedoch auch 7,5 Liter Verbrauch keine Herausforderung.

Der Smart von Brabus ist somit in jeder Hinsicht kein Kost(en)-Verächter. Bei der Suche auf Antworten nach der Sinnfrage kommt eigentlich nur purer Spieltrieb in Sicht. Die Rennsemmel, ob Coupé oder Cabrio bringt jede Menge Spaß, wenn sie sich keck an die Fersen dunkler C-Klassen oder Dreier auf der linken Autobahnspur heften. Beim geschlossenen Cabrio erweisen sich übrigens ab 130 Sachen die nervigen Windgeräusche als echte Spaßbremse, wie auch das textile Schiebedach beim Forfour.

Wenn Smart-Chefin Dr. Angela Winkler bei der Vorstellung der Brabus-Smart-Flotte persönlich das Wort „Rennsemmel“ in den Mund nimmt, dann spiegelt das auch die Freude wieder, die das Wachstum der Marke den Verantwortlichen beschert. Um 18 Prozent ist Smart in diesem Jahre gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 weltweit gewachsen. Ohne die Brabus-Palette und den neuen Elektrosmart, der für 2016 noch in den Startlöchern steht, sind in den ersten sechs Monaten des Jahres 18.881 neue Smarts auf bundesdeutsche Straßen gekommen. 37.806 waren es gesamt in 2015.

Im Brabus-Trimm kostet das Fortwo Coupé 19 710 Euro, der Forfour 20 520 Euro und das Fortwo Cabrio 22 970 Euro. Die Version mit dem elektrischen Faltverdeck und den einfach zu demontierenden Dachholmen darf als Geheimtipp gelten. Die Option mit dem flottesten smart offen je nach Gusto zu heizen oder cruisen liefert quasi den Belag auf der Rennsemmel. (tl/ampnet)

Technische Daten Smart Brabus Cabrio

Länge, Breite, Höhe (m): 2,74, 1,67 , 1,54
Radstand (m): 1,87
Motor: Reihendreizylinder, Turboaufladung
Hubraum (ccm): 898
Leistung: 80 kW / 109 PS bei 5750 U/min
Max. Drehmoment: 170 Nm ab 2000 U/min
Kraftübertragung: DSG 6G,
Beschleunigung 0 auf 100 km/h (s): 9,5
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 165
Durchschnittsverbrauch auf 100 km (l): 4,5
CO2-Emissionen: 102 g/km
Euro 6
Effizienzklasse: B
Gepäckraumvolumen min./max. (l): 260/340
Leergewicht (kg): 1040
Zuladung (kg): 185
Tankvolumen (l): 35
Preis: 22.970 Euro

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