Vor ziemlich genau 20 Jahren, im Herbst 1998, schickte der Ford Focus seinen Vorläufer Escort aufs Altenteil. Inzwischen steht die vierte Generation des Kompaktklässlers in den Verkaufsräumen – eleganter, komfortabler und mit mehr technischen Raffinessen ausgestattet als je zuvor. Seiner besonders geräumigen Version den Begriff „Kombinationskraftwagen“ aufzudrücken, grenzt an Beleidigung. Denn um als gewerblich eingesetztes Nutzfahrzeug Schweinehälften oder verbeulte Farbeimer zu transportieren, ist der Focus Turnier eigentlich viel zu schade. Für Familien mit viel Platzbedarf oder Menschen mit sperrigen Geräten für ihr Hobby hingegen bietet er sich geradezu an.
Die erste Begegnung vermittelt denn auch den Eindruck von Dynamik und einem großen Schuss Sportlichkeit. Gegenüber seinem Vorgänger hat der Neue in der Länge um zehn Zentimeter zugenommen, dafür in der Höhe um zwei Zentimeter abgespeckt. Das hört sich zwar so an, als wären die paar Millimeter zu vernachlässigen, doch das Gegenteil ist der Fall. Zusammen mit dem ebenfalls in die Länge gezogenen Radstand – um 5,2 Zentimeter – ist auch der Querschnitt der Räder gewachsen. Das Ergebnis: Der Wagen erscheint nun, obwohl er tatsächlich mit größeren Längeneinheiten aufwartet, von außen kurz und kompakt, im Inneren jedoch erheblich gestreckt.
Ford rühmt sich sogar, in puncto Kniefreiheit im Fond Klassenbester zu sein. Sie beträgt auf den Rücksitzen nun stattliche 81 Zentimeter. Auch das größtmögliche Ladevolumen muss nun keinen Vergleich mehr fürchten. Es stieg gegenüber der dritten Turnier-Generation um 137 auf bis zu 1653 Liter. Das wissen laut Hans-Jörg Klein, dem Geschäftsführer Marketing und Verkauf die Kunden zu schätzen: „Im Schnitt entscheiden sich 75 Prozent der Ford Focus-Käufer in Deutschland für den Turnier.“
Ebenso wie die Limousine gibt es auch den Turnier in den fünf Ausstattungsvarianten Trend, Cool & Connect, ST-Line, Titanium und Vignale, als sechste soll Anfang kommenden Jahres die Version Active als erste Crossover-Variante der Modellfamilie auf den Markt kommen. Schon die preisgünstigste Ausgabe Trend besitzt eine Reihe vernünftiger Fahrerassistenzsysteme wie zum Beispiel Berganfahrhilfe und Spurhalteassistent, Pre-Collision-Assistent inklusive Auffahrwarnsystem mit Fußgänger- und Fahrrad-Erkennung. Lobenswert ist auch das serienmäßig vorhandene Audiosystem inklusive USB-Schnittstelle und Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Lenkrad-Fernbedienung. Premiere im Focus Turnier feiert zudem – außer in der schlichtesten Version Trend – auf Wunsch auch ein Acht-Gang-Automatikgetriebe statt des sonst üblichen Sechs-Gang-Schaltgetriebes.
Weitere Helfer wie Navigationssystem, Geschwindigkeitsregelanlage mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer und Park-Pilot-System gehören je nach Version ebenfalls zur Serie, andere finden sich auf der umfangreichen Liste für Extras wieder. „Wir fassen diese Assistenz-Technologien ab sofort unter dem neuen globalen Oberbegriff ‚Ford Co-Pilot 360 Grad zusammen“, verkündet Hans-Jörg Klein. Besonders stolz ist er auf den Stau-Assistenten mit „Stop & Go“-Funktion für die Automatikversionen.
An Motoren stehen wahlweise fünf unterschiedlich starke Dreizylinder-Benzinaggregate mit entweder einem Liter Hubraum und bis zu 125 PS (92 kW) oder 1,5 Litern Hubraum und bis zu 182 PS (134 kW) zur Verfügung. Der 1,5 Liter große Diesel kommt je nach Version auf 95 PS (70 kW) oder 120 PS (88 kW). Das Diesel-Spitzenmodell hat zwei Liter Hubraum und liefert 150 PS (110 kW).
Doch trotz aller Technik: Der Mensch hat fünf Sinne. Er schmeckt, fühlt, riecht, hört und sieht. Und mit dem Sehen findet er gewöhnlich die erste Beziehung zu etwas Neuem, zu einem Auto zum Beispiel. Es ist die Arbeit des Designers, es sind Form, Gestalt und Farbe von Blechen, Kunststoffen und Textilien, die den ersten sinnlichen Eindruck eines Autos vermitteln. Fällt er negativ aus, wird der Interessent nie zum Kunden. Die Ford-Designer müssen in den vergangenen 20 Jahren eine glückliche Hand gehabt haben, immerhin sorgte nicht zuletzt ihre Arbeit dafür, dass ihr Unternehmen bis jetzt 16 Millionen Focus-Exemplare weltweit unter die Leute bringen konnte.
„Wir wollen, dass sich unsere Kunden spontan und auf Dauer in den neuen Ford Focus verlieben“, erklärt Amko Leenarts, Designdirektor von Ford Europa. „Von außen betrachtet oder im Auto selbst – unsere neue Design-Philosophie will, dass jeder Kontakt mit dem neuen Ford Focus einen bleibenden positiven Eindruck erzeugt und die Verbindung zwischen Mensch und Maschine stärkt.“ Stimmt, der Wagen ist schön. Verkaufsdirektor Hans-Jörg Klein dürfte mit dem Focus wieder einen Bestseller im Angebot haben. Ohnehin läuft das Deutschland-Geschäft der Kölner Ford-Werke GmbH zur Zeit so geschmiert, dass Klein jetzt überschwänglich vom „bisher besten Marktanteil des Jahrtausends“ sprach. Dazu hat der Beau de Cologne einen erheblichen Teil beitragen können. (ampnet/hrr)
Ford Focus Turnier 1.0 Ecoboost
Länge x Breite x Höhe (m): 4,67 x 1,98 x 1,47
Radstand (m): 2,70
Motor: R3-Benziner, 998 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 63 kW / 85 PS bei 4000 – 6000 U/min
Max. Drehmoment:170 Nm bei 1400-4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 13,5 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,1-4,8 Liter
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 116-111 g/km (Euro 6d-Temp)
Leergewicht / Zuladung: min. 1383 kg / max. 542 kg
Kofferraumvolumen: 575–1653 Liter
Max. Anhängelast: 1000 kg
Wendekreis: 10,7 m
Bodenfreiheit: 134/115 mm
Bereifung: 175/65 R 16
Luftwiderstandsbeiwert: 0,28
Wartungsintervalle: 24 Monate / 30.000 km
Garantie: 2 Jahre inkl. Mobilitätsgarantie
Basispreis: 18.700 Euro