Die Überraschung ist Fiat gründlich gelungen. Gestern zeigten die Italiener in Turin den Fiat 500L, der im Oktober auch nach Deutschland kommen soll. Das L hinter der berühmten Kennzahl für den ganz kleinen Fiat steht zwar für „large“, also für groß. Doch auch dieser Hinweis konnte nicht verhindern, dass uns der Neue verblüffte. Er ist nämlich nicht etwa ein langer Cinquecento mit größeren Laderaum, sondern ein ausgewachsener Minivan, der sich mit dem Mini Countryman, dem VW Golf Plus und dem Opel Meriva messen soll.

Das wird spannend; denn auf der Länge von 4,10 Metern haben die Fiat-Entwickler hinter einer kurzen Haube und einem höheren Dach erstaunlich viel Raum untergebracht. Wenn italienische Hersteller ihre Fahrzeuge als Vier- oder gar als Fünfsitzer bezeichnen, zögert man gern, diese Beschreibung für großgewachsene Nordeuropäer kritiklos zu übernehmen. Aber hier stimmt das. Selbst hinter Sitzriesen am Steuer haben Erwachsene hinten noch Platz, auch mal drei. Und ein Kofferraum mit rund 450 Litern bleibt auch noch übrig.

Damit sind wir beim bisher einzigen Kritikpunkt, der uns bei der kurzen Bekanntschaft im Fiat-Designcenter auffiel. Der 500L basiert auf der Punto-Plattform, und die gestattet leider nicht das Umklappen der Rücksitze so, dass eine ebene Ladefläche entsteht. Aber immerhin hat der Kofferraum einen Zwischenboden und maximal werden rund 1500 Liter Stauvolumen zur Verfügung stehen. Die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 60:40 umklappen. Außerdem kann man sie verschieben und die Lehnen in zwei Stellungen einrasten lassen: das tröstet über die hohe Kante im Laderaum hinweg.

In Deutschland stehen zum Modellstart drei bekannte Motoren zur Wahl, deren Daten sich im Zuge der Homologation bis zum Herbst aber noch leicht verändern können: Der 1,4-Liter-16V-Motor mit 74 kW / 100 PS, der 1,3 Liter Multijet mit 63 kW / 85 oder 70 kW / 95 PS und der Zweizylinder Twinair-Motor mit 77 kW / 105 PS. Gebaut wird der 500L im serbischen Kragujevat. Wie dem 500 steht auch dem 500L eine amerikanische Karriere bevor. Ab Februar nächsten Jahres soll er dort mit dem 1,4-Liter-16V angeboten werden.

Bleibt noch die Frage zu klären, warum Fiat seinem neuen Minivan den alten Namen 500 mitgibt? Die Antwort geben seine Designer. Sie haben sich bemüht, möglichst viele Elemente vom Kleinen auf den Großen zu übertragen und ihm somit eine Menge Sympathie mitzugeben. Die kurze Motorhaube, der Kühlergrill, das Markenzeichen mit der Chromspange und die Scheinwerferanordnung sind Vergrößerungen vom 500er Vorbild, die dem 500L ein pummeliges, aber wiedererkennbares Gesicht geben. Die Kabine sitzt so weit vorn wie beim Vorbild. Das Heck und die Seitenscheiben über der hohen Gürtellinie erinnern allerdings eher an den neuen Panda. Das liegt an der von der einen Seite über das Heck bis in die andere Seite umlaufenden schwarzen Verglasung.

Bei der Frontscheibe haben sich die Designer vom Vorbild gelöste. Sie teilten die A-Säule. Zwei dünne Streben begrenzen die gebogene Windschutzscheibe. Bis zum breiteren A-Säulen-Teil bleiben zwei recht große Dreieckfenster. Die Praxis wird lehren, ob das eine gute Lösung ist. Aber Fiat ist damit nicht allein.

Innen werden die Ähnlichkeiten wieder deutlicher. Das in Wagenfarbe lackierte Armaturenbrett und der Stil der Armaturen sind vertraut, auch wenn sie sich im 500L wertiger präsentieren. Wählt man einen zweifarbigen Innenraum, entsteht ein Eindruck als schwebten die hellen Elemente vor dem dunklen Hintergrund. Die Augen lassen sich davon gern täuschen und interpretieren das Dunkel als Raum. Diese Wirkung toppen die Designer noch mit einem großen Panoramadach. Auch diesen Effekt von Transparenz und Licht nimmt das Auge als Raum wahr. Dabei muss das Auto gar nicht tricksen. Trotz der leicht erhöhten Sitzposition reicht die Innenraumhöhe auch für Großgewachsene.
Natürlich sagt Fiat heute noch nichts zu den geplanten Stückzahlen oder zu den Preisen. Obwohl er das Zeug dazu hat, mit seinem Design Preisdifferenzen auszugleichen, wird das Preisniveau sicher nicht über dem des Golf Plus liegen und schon gar nicht auf der Höhe eines Mini Countryman.

Wie sich der Fiat 500L fährt, werden wir erst im Sommer erleben. Wahrscheinlich werden wir ihm einen stärkeren Motoren wünschen oder einen Diesel oder eine Gas-Version. (ampnet/Sm)

1 Kommentar

  1. Sieht ja wirklich nicht schlecht aus, werdet ihr eine Probefahrt machen und näher darüber berichten?

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