Dächer und Kühlerspangen in -zig Farbvariationen, Felgen- und Innendekors en masse – der Opel Adam bietet einen kaum überschaubaren Varianten-Reichtum für die Optik. Jetzt gibt es Abwechslung auch für den Antrieb. Was der Autogas-Adam 1.4 Ecoflex drauf hat, zeigte unser Alltagstest.

Liquid Petroleum Gas (LPG) wird gemeinhin als alternativer Kraftstoff angesehen. So ganz stimmt das nicht, denn als Nebenprodukt der Erdöl-Raffinierung ist es ebenso ein fossiler Brennstoff wie Benzin oder Diesel und damit ebenso endlich wie das Erdöl selbst. Doch LPG macht das Autofahren billiger. Derzeit kostet ein Liter um die 70 Cent und damit rund die Hälfte dessen, was für einen Liter Superbenzin berappt werden muss.

Seit Jahren bietet Opel bereits Pkw mit kombiniertem Benzin-/LPG-Antrieb an, nun also auch den Kleinwagen Adam. Verbrannt wird das Gasgemisch in einem 1,4 Liter großen Vierzylinder-Motor, der 64 kW / 87 PS leistet. Vom Superbenzin und vom LPG können jeweils 35 Liter mitgenommen werden, was einerseits die Reichweite drastisch erhöht, andererseits die Mobilität weiterhin gewährleistet, auch wenn mal keine LPG-Tankstelle in der Nähe ist. Rund 6000 gibt es davon inzwischen in Deutschland.

Da bis auf den Zusatztank der kleine Rüsselsheimer weitgehend unverändert blieb, bietet er die gleichen Stärken und Schwächen wie seine konventionell angetriebenen Schwestermodelle der Baureihe. Da ist etwa die längsverstellbare Lenksäule, ein Feature, um das sich die Hersteller anderer Kleinwagen gern herum drücken oder der Sicherheitsgurt, der keine Höhenverstellung besitzt und wegen der weit hinten sitzenden B-Säule schlecht zu greifen ist. Da ist die auf acht Tasten und einen Monitor reduzierte, deshalb übersichtliche Mittelkonsole, und da ist die mit 81 Zentimetern unpraktisch hohe Ladekante mit einem schmalen Kofferraum dahinter, der angesichts von 170 Litern Volumen gerade mal zwei Bordtrolleys hochkant aufnimmt.

Aber der Adam kommt an, bis Ende November wurden in Deutschland allein mehr als 20.000 Exemplare neu zugelassen. Nicht schlecht für einen Zweitürer, dessen hintere Sitze von Erwachsenen nur mit einigen Verrenkungen erreicht werden können und der auf welliger Fahrbahn wegen des kurzen Radstandes einen deutliche Nickneigung zu erkennen gibt. Wichtiger sind den Kunden offenbar die Frische und die Vielseitigkeit des Designs sowie die Tatsache, dass es Ausstattungsmerkmale gibt, sie andernorts nur höherklassigen Fahrzeugen vorbehalten sind. Eine Lenkradheizung zum Beispiel, die man an einem kalten Wintermorgen ganz schnell zu schätzen lernt.

Gestartet wird der Motor grundsätzlich aus dem Benzinvorrat. Nur wenn das Aggregat bereits auf Betriebstemperatur ist, zündet auch das mit einem geringeren Brennwert versehene LPG-Gemisch. Der Fahrer kann eine manuelle Spritwahl über die Taste an der Mittelkonsole vornehmen, wo eine Kontrollleuchte darüber informiert, ob die Umschaltung von Benzin auf Gas in Vorbereitung oder schon erfolgt ist. Beim Vergleich der Betriebsarten fällt auf, dass der Motorlauf mit LPG sehr leise und unauffällig ist, allerdings mit einem leicht metallischen Klang. Mit Supersprit läuft der Vierzylinder zunächst etwas rauer und kerniger, was aber bei längerem Betrieb nicht weiter auffällt. Die Leistung von 64 kW / 87 PS gilt für beide Kraftstoffarten, wobei es weniger nicht hätten sein dürfen. Das Temperament ist mäßig, was allein schon der Wert von 13,2 Sekunden für den Sprint von Null auf Hundert verdeutlicht.

Zur Kraftstoffanzeige dient ein Kombi-Instrument, das automatisch zwischen den jeweils verwendeten Kraftstoffarten wechselt. Zusätzlich wird auch der Bordcomputer mit beiden Werten versorgt, so das man immer auf der Höhe des Geschehens ist – und womöglich sieht, was man eigentlich nicht sehen möchte: Der getestete Kombi-Adam verbrauchte zu viel. Für den Betrieb mit Superbenzin ermittelte der Hersteller einen Durchschnittswert von 5,5 Litern je 100 Kilometer, mit LPG sollen es 6,9 sein. Auf unseren rund 600 Testkilometern wurden Kavalierstarts ebenso vermieden wie Hochdrehzahl-Passagen, der Kurzstreckenanteil betrug nicht mehr als 20 Prozent, der Einsatz von Sitz- und Lenkradheizung beschränkte sich auf das unbedingt Nötige und doch wollte sich Adam mit nicht weniger als 8,1 Liter Super und 9,7 Liter LPG zufrieden geben.

Das ist deutlich mehr als der branchenübliche Praxiszuschlag. Da tröstet eigentlich nur, dass hundert LPG-Kilometer etwa 6,30 Euro kosteten und somit rund fünf Euro weniger, als sie mit Superbenzin gekostet hätten. Bleibt schließlich noch der Reichweitenvorteil. Selbst unter den ungünstigen Ergebnissen dieser Verbrauchsmessung hätte der lange Atem für eine Reichweite von mehr als 800 Kilometern gelangt. Getankt wird übrigens über die Füllöffnungen hinter einer gemeinsamen Klappe an der rechten Fahrzeugseite. Ein kinderleicht zu installierender Adapter verbindet den LPG-Zapfschlauch mit dem Füllventil. Da mit niedrigem Druck getankt wird, sind keine besonderen Handhabungen nötig.

Der LPG-Adam ist ausschließlich mit einer Fünf-Gang-Handschaltung erhältlich. Das hat zur Folge, dass man gerade auf der Autobahn häufig die sechste Schaltstufe vermisst und wegen der ab etwa 3.500 Umdrehungen einsetzenden Geräuschkulisse gar nicht schneller als 120 km/h fahren mag. Seine Grundausstattung ist die Linie „Jam“, wo für 16.400 Euro Klimaanlage, Radio-CD-Kombination, Lederlenkrad, elektrische Außenspiegel, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Bordcomputer und Tempomat im Serienumfang enthalten sind. Wer Lederpolster bestellt, bekommt Sitz- und Lenkradheizung dazu, ohne Leder kostet beides zusammen 350 Euro. Dass Opel als Kunden vor allem Smartphone-Besitzer im Visier hat, zeigt die Tatsache, dass eine Onboard-Navigation lediglich über ein angeschlossenes Handy mit entsprechender App dargestellt werden kann. Bedient wird es über den Touchscreen des Zentralmonitors.

Fazit: Der Opel Adam ist unabhängig vom verwendeten Kraftstoff zunächst mal ein praktisches und lifestyliges City- und Freizeitauto, das wohl nur selten mehr als zwei Passagiere befördern muss. Es ist handlich, wendig und übersichtlich. Als LPG-Variante bietet es den Kunden einen Reichweiten- und Kostenvorteil. Der könnte noch größer sein, wenn die tatsächlich erzielbaren Verbrauchswerte näher an den Prospektangaben lägen. (ampnet/afb)

Daten Opel Adam 1.4 Ecoflex (LPG)

Länge x Breite x Höhe (in m): 3,70 x 1,81 x 1,48
Radstand (m): 2,31
Motor: Reihen-Vierzylinder, 1398 ccm
Leistung: 64 kW / 87 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 125 Nm bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 176 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: Benzin 12,9 Sek., LPG 13,2 Sek.
Durchschnittsverbrauch auf 100 km: Benzin 5,5 Liter, LPG 6,9 Liter
CO2-Emissionen: Benzin 129 g/km, LPG 112 g/km
Effizienzklasse: Benzin D, LPG B
Leergewicht / Zuladung: min. 1178 kg / max. 337 kg
Kofferraumvolumen: 170 Liter, erweiterbar auf 663 Liter
Preis: 16.400 Euro

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