Viel Form ist bei einem Kompakten immer noch nicht alltäglich. Aber man arbeitet daran. So sucht Volkswagen für den Golf nach der klaren Linie und dem edlen Schliff. Andere treten dem Marktführer mit Sicken und modischen Dynamiklinien entgegen. Mazda hat sein eigenes Design. Den Europäer erinnert die kurvenreiche Linienführung der neuen Mazda-Modelle vielleicht an den Dino-Ferrari, den Amerikaner an die Corvette aus den 70er Jahren. Den Mazdas ist die „Kodo“-Philosophie auf jeden Fall etliche Extrazentimeter Länge und ein paar Kilogramm Mehrgewicht wert.

Für die Augen lohnt sich der Aufwand allemal. Der Schwung der Linienführung um die Räder symbolisiert nicht nur Kraft. Sie zeigt eine natürliche Eleganz, wie sie sonst nur bei größeren Limousinen und eben klassischen Sportwagen zu finden ist. Die lange, vorn spitz zulaufende Motorhaube mit den flachen Scheinwerfern, die zurückversetzte Kabine mit dem nach Art eines Coupés flach abfallenden Fließheck unterstreichen den Eindruck. Das Design versetzt den Kompakten aus Hiroshima optisch in eine höhere Klasse.

Die Gestaltung des Innenraums kann mithalten. Das Grundkonzept folgt der zur Zeit viel gelobten Wrap-around-Line, der deutlichen Kante unter der Front- und den Seitenscheiben, die von der einen Tür unter der Windschutzscheibe bis zur anderen Tür den Fahrerraum in einem Schwung einfasst. Die Armaturen zeigen sich klar gegliedert und mit erstaunlich wenigen Schaltern und Reglern. Das Rätsel der geringen Zahl klärt sich zweifach: Erstens bietet das Lederlenkrad eine Menge Einstellmöglichkeiten und zweitens lassen sich über das große, auf der Armaturentafel stehende Display per Dreh-Drück-Steller das Infotainmentsystem und viele Fahrzeugeigenschaften steuern.

Ein zentraler Drehzahlmesser suggeriert Sportwagen-Ausstattung. Die Geschwindigkeit wird in der unteren Ecke des zentralen Rundinstruments digital und noch einmal auf einem einfachen Head-up-Display zusammen mit der Richtungsangabe der Navigation angezeigt. Die Projektion erfolgt monochrom auf einer kleinen Glasscheibe, die oberhalb des Rundinstruments beim Einschalten der Zündung hochklappt. Schnell gewöhnen sich die Augen daran, die Daten auf diesem kleinen elektronischen Helfer zu finden. Zur Ausstattung unseres Mazda3 G 120 Sports-Line gehörten auch zweifarbige Leder-Sportsitze mit fast weißen Sitzbahnen. Diese Farbgestaltung findet sich im gesamten Innenraum.

Dieses Ambiente wirkt ebenso ambitioniert wie die beiden außenliegenden Auspuffendrohre. Alles nur Show angesichts von nur 88 kW / 120 PS? Nein, denn die ersten vier der sechs Gänge sind kurz übersetzt und lassen sich knackig durch die Ebenen bewegen. Zusammen mit dem Leergewicht von knapp 1300 Kilogramm und dem Drehmoment von 210 Newtonmetern entsteht so ein Vortrieb, den man den 120 PS nicht zutraut. Der Mazda3 macht richtig Druck und beschleunigt in weniger als neun Sekunden von 0 auf 100 km/h. Erst bei Autobahngeschwindigkeiten flacht dieser starke Eindruck ab. Der Mazda3 wird in den Gängen fünf und sechs zu einem schnellen Gleiter. Dann erreicht er nach Anlauf auch die 200-km/h-Marke.

Einer der Gründe für den druckvollen Antrieb liegt in der besonderen Charakteristik des Zwei-Liter-Benziners; denn im Rahmen der Skyactiv-Technologien von Mazda folgt der nicht dem Trend zu kleineren Hubräumen. Mazda setzt auf mehr und bringt die Kraftstoffeffizienz über die hohe Verdichtung. Der Benziner verdichtet das Gemisch mit 14:1. Das ist ein Diesel-Wert und spart Sprit. Zusammen mit der Start-Stopp-Automatik und viel weiterem Feinschliff erreicht dieser Mazda3 einen durchschnittlichen Normverbrauch (nach EU-Norm) von 5,1 Litern auf 100 km. Der Wert kann mit den Downsizing-Wettbewerbern gut mithalten. Im Alltagsbetrieb blieb unser Exemplar meist unter sieben Litern auf 100 km. Damit ist er auf der Höhe der Zeit.

Dem Trend folgt er auch bei anderen Eigenschaften. So schränkt die hinten sich stark verengende Fensterfläche an der Seite die Rundumsicht des Fahrers ein. Auch bietet der Innenraum hinten unter dem Schrägheck zwar Kniefreiheit, lässt aber die Innenraumhöhe für Großgewachsene vermissen, denen die kleinen Türen den Einstieg auf die Rücksitze nicht gerade erleichtern. Dafür passt der über die große Heckklappe gut zugängliche 364 Liter große Kofferraum in das Klassenschema, ebenso die 1360 Liter maximales Ladevolumen. Positiv gerade bei einem Japaner fällt die Zuladung von 610 Kilogramm aus.

So positioniert sich dieser Mazda3 mit auffallend attraktiver Optik, guten Fahrleistungen und zeitgemäßer Effizienz oben im Feld der Golf-Jäger. (ampnet/Sm)

Daten Mazda3 Skyactiv-G 120 Sports-Line

Länge x Breite x Höhe (m): 4,47 x 1,80 x 1,45
Motor: R4-Benziner, 1998 ccm, hoch verdichtender Sauger
Leistung: 88 kW / 120 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 210 Nm bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,9 Sek.
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 5,1 Liter
CO2-Emissionen: 119 g/km (Euro 5)
Effizienzklasse: B
Leergewicht / maximale Zuladung: 1280 kg / 610 kg
Kofferraumvolumen: 364 Liter, erweiterbar auf 1360 Liter
Reifen: 215/45 R 18 89W
Wendekreis: 11,4 m
Basispreis: 23.290 Euro

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